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Szenisches Lernen

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1. Was ist „Szenisches Lernen“?

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Der Begriff „Szenisches Lernen“ verweist auf den Einsatz von theatralen Verfahren im Unterricht (Sekundarstufe I und II) als Instrument des Erkenntnisgewinns. Bei diesem Stichwort denken viele Lehrkräfte an Ingo Scheller, an Instrumentarien wie Standbild, Hilfs-Ich oder Heißer Stuhl. Dabei bietet das Szenische Lernen – als eine ganzheitliche und damit sehr motivierende und wirkungsvolle Form des Lernens und der Auseinandersetzung mit Texten und Themen – weitaus mehr an Ansätzen und Methoden. Es gibt eine ganze Reihe an interessanten neueren Entwicklungen in diesem Bereich, die zugleich hinausgreifen in kreative Unterrichtsverfahren, wie z.B. das szenische Schreiben, oder neuere Formen aus der Theaterarbeit, etwa biografisches Theater oder site specific theatre, nutzbar machen für den Unterricht. Daher wird in auch in den Lehrplänen des Bayerischen Gymnasiums zu Recht dezidiert auf das Szenische Lernen bzw. das Szenische Interpretieren als Zugang zu Themen und Texten verwiesen – in den verschiedensten Fächern ebenso wie für fächerübergreifendes Arbeiten und pädagogische Zielsetzungen.

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2. Welche Fortbildungsmöglichkeiten gibt es im Bereich „Szenisches Lernen“?

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Die Akademie für Schultheater und Theaterpädagogik (http://www.schultheater-akademie.de/) bietet für den Bereich des Szenischen Lernens ein zweistufiges Kursangebot an. Für interessierte Lehrkräfte aller Fächer und Schularten, die sich im Bereich Szenisches Lernen fortbilden und entsprechende Verfahren in der eigenen Unterrichtspraxis anwenden wollen, gibt es jedes Jahr einen zweitägigen Grundkurs (Referenten: Ulrike Endres, Sibylle Heinemann und Bianka Zeitler).

Hier werden die Grundlagen und Zielsetzungen des Szenischen Lernens für die unterrichtliche und schulische Arbeit vermittelt: Ausgangspunkt ist das bekannte erfahrungs-und subjektbezogene Konzept von Ingo Scheller, dem Begründer des Szenischen Interpretierens: Für ihn stehen der Schüler und seine Erfahrungswelt im Mittelpunkt, und so arbeitet er im Umgang mit Texten beispielsweise mit der Einfühlung in Figuren und Situationen, für die er Verfahren wie z.B. Standbild, Rollenbiografie und Stimmenskulptur nutzt. Darüber hinaus werden weitere Ansätze präsentiert: Marcel Kunz‘ Konzeption der Theatralität und Theatralisierung wird vorgestellt, der einen projektorientierten Zugang zu Texten sucht (z.B. durch szenische Improvisation, automatisches Schreiben, Zitatenteppich, Traumtexte). Ebenso werden Ansätze aus dem ganzheitlichen Lernen (z.B. Albrecht Schau) betrachtet, die unter anderem bildnerische, klangliche und musikalische Gestaltungen einbeziehen. Ein Einblick wird auch in szenische Verfahren gegeben, die mnemotechnisch das Lernen und Behalten fördern, wie eine Studie des Hirnforschers Prof. Manfred Spitzer belegt. Nach der jeweiligen knappen theoretischen Einführung steht die Vermittlung verschiedenster ausgewählter Verfahren an praktischen Beispielen im Fokus, die in kleinen Projektphasen von den Teilnehmern erprobt werden können. Unterrichtspraktische Aspekte, wie z.B. Fragen der Durchführung und Bewertung, ergänzen diesen Grundkurs.

Darüber hinaus wird in jedem Halbjahr ein Aufbaukurs zum Szenischen Lernen angeboten, der sich an Lehrkräfte mit Vorerfahrungen (z.B. aus dem Grundkurs) richtet, die eventuell auch als Multiplikatoren im Bereich Szenisches Lernen tätig werden möchten. Die Referenten bzw. Spezialisten vertiefen in den Aufbaukursen jeweils einen spezifischen Bereich des Szenischen Lernens. Ein Aufbaukurs kann z.B. bestimmte Unterrichtsfächer in den Mittelpunkt stellen, etwa Fremdsprachen, Mathematik oder Gesellschaftswissenschaften, oder Einsatzbereiche in der pädagogischen Arbeit aufzeigen (z.B. Zeit-für-uns-Stunden, Konfliktmanagement und Mediation, Ganztag). Eine andere Möglichkeit ist, bestimmte theatrale Verfahren und Ansätze in ihrer Relevanz für das Szenische Lernen (z.B. site specific theatre oder biografisches Theater) oder auch ein ausgewähltes Thema (z.B. Gewalt, Hirnforschung, Gedächtnistraining) ins Zentrum zu stellen.

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3. „Szenischen Lernen“ in der Lehrerausbildung

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In der Lehrerausbildung gibt es in den einzelnen Regierungsbezirken Einführungslehrgänge für Studienreferendarinnen und –referendare in verschiedenen Organisationsformen, denn die Methoden des szenischen Lernens sind Bestandteil der fachspezifischen Ausbildung (vgl. § 9 Abs. 3 ZALG).

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4. Mögliche Module für Inhalte und Gestaltung von Lehrgängen und Fortbildungen im Bereich „Szenisches Lernen“ befinden sich im Anhang dieser Seite.

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Bianka Zeitler und Ulrike Endres

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